Dem Laster keine Chance? Paternalistische Politik heute.

Datum:
02.12.2014
Zeit:
20:00 Uhr
Ort:
Frankfurter Presseclub (60325 Frankfurt am Main)

Die aktuelle Bevormundungs- und Verbotspolitik zwischen Moralisierung und Pathologisierung.

Menschen beurteilen das Verhalten ihrer Mitmenschen in moralischen Kategorien. Auf der einen Seite der Pol des guten, tugendhaften Lebens, auf der anderen Seite die böse Ausschweifung oder schlechte Gewohnheit – kurzum: das Laster. Letzteres muss den Menschen wenn nötig mit Zwang ausgetrieben werden. Zu allen Zeiten im besonderen Blickfeld der Tugendwächter: Alkohol-, Tabak- oder Drogenkonsum, das Glückspiel und die (käufliche) Sexualität.

Wiewohl die Legalisierung von Marihuana heute von Vielen begrüßt wird, akzeptieren wir anderseits öffentliche Rauch- und Trinkverbote oder Regierungsvorhaben zur Einschränkung des Glücksspiels. Während Pornografie im Internet immer greifbar ist, sollen mühsam errungene Liberalisierungen in der Prostitutionsgesetzgebung rückgängig gemacht werden. Was ist von diesen teilweise widersprüchlichen Entwicklungen zu halten?

Im Zusammenhang mit der aktuellen Bevormundungs- und Verbotspolitik kursieren Begriffe wie Tugendterror, Erziehungsdiktatur oder Gouvernantenstaat. Manche Beobachter sprechen vom Neopuritanismus. Aber im Gegensatz zu religiösen Eiferern sehen die modernen Paternalisten im Laster nicht eine moralische (Fehl-)Entscheidung, die durch „sittliche Einsicht“ auch wieder korrigiert werden kann; heute erscheint das Laster als unkontrollierbare und deshalb behandlungswürdige Pathologie: Spielsucht, Nikotinsucht, durch frühkindliche Traumata ausgelöste Verhaltensstörung etc.

Abraham Lincoln wird der Satz zugeschrieben, wonach ein Mensch ohne Laster auch nur wenige Tugenden habe. Wieso können wir als Gesellschaft heute nicht entspannter mit der Tatsache umgehen, dass Menschen sich nicht in jeder Lebenssituation „vernünftig“ oder tugendhaft verhalten wollen oder können? Wieso scheint Politik heute nur noch so ein geringes Vertrauen in die Fähigkeit von Individuen zu haben, Lebensrisiken selbst einzuschätzen und für sich selbst zu entscheiden, was sie mit ihrem Leben anfangen möchten?

Podium:

  • Prof. em. Monika Frommel, ehemalige Direktorin des Instituts für Sanktionenrecht und Kriminologie an der Universität Kiel
  • Michael „The Doc“ Keiner, Profipokerspieler, im Nebenberuf kosmetischer Chirurg
  • Johannes Richardt, Redaktionsleiter NovoArgumente
  • Zé do Rock, Schriftsteller, Filmemacher, Kabarettist, Berufsbrasilianer, Autor des Buches „Jede Sekunde stirbt ein Nichtraucher“

Eintritt:

2,5 EUR / 2 EUR ermäßigt (Abendkasse)

 

Es handelt sich um eine Diskussion im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Frankfurter Salon“ des Berliner Think-Tanks Freiblickinstitut in Kooperation mit dem Politikmagazin NovoArgumente. Die Veranstaltung wird gesponsert von Japan Tobacco International Germany.