Kommentare zum Freiheitsmanifest
Sie haben Anregungen oder Kritik zum Freiheitsmanifest oder der begleitenden Erläuterung? Wir freuen uns über Ihre Rückmeldung.
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Hartmut Schönherr am 08.11.2013
Bei aller berechtigten Kritik am elitären Gestus der Frankfurter Schule kann ich persönlich nicht hinter die Kritik der Aufklärung, die dort formuliert wurde, zurückgehen. Dass eng verstandene (und wie hier im Manifest formulierte) Naturbeherrschung verkoppelt ist mit Menschenbeherrschung und einer langfristig zum Cyborg führenden Selbstkontrolle, ist eine Einsicht, die für mich zum Bestand des zivilisatorischen Fortschritts gehört. Eine Aufklärung, die nicht sensibel ist für totalitäre Gesten in ihren eigenen Konzeptionen, eine Aufklärung, die Humanismus unter anderem an der schieren Quantität der Menschen misst, die der Planet ernähren kann und mit Spaßfunktionen versorgen, ist in meinen Augen nicht human, sondern selbstzerstörerisch.
Teile des Manifestes zehren von einem schon wahnhaft anmutenden Feindbild des “Ökologismus”. Im Club of Rome, der hinter der zitierten Publikation “The Limits to Growth” steht, waren jedoch keine Müslis und Birkenstocksandalen-Träger versammelt, sondern Teile der Wirtschafts- und Industrieelite. Die Müslis und Birkenstocksandalen-Träger jedoch stellen überwiegend die Gruppe derjenigen, die der Natur ein Eigensubjekt zusprechen. Und darauf haben sie ein Recht, das ihnen im vorliegenden Manifest schlichtweg abgesprochen wird. Sie sind, im Ton von Teilen des Manifestes verstanden, noch nicht genügend “aufgeklärt” und somit potentielle Objekte von Umerziehungsmaßnahmen. Es sollte die Verfasser des Manifestes nachdenklich machen, dass gerade in besonders entwickelten und “aufgeklärten” Gesellschaften und Schichten naturethische Konzepte Konjunktur haben.
Es zeugt im übrigen von einem gerüttelt Maß an Realitätsverkennung, wenn hier so getan wird, als sei umfassende Naturbeherrschung nicht weiterhin mehrheitlich praktizierte Ideologie des wirtschaftlichen und industriellen Umgangs mit den Ressourcen dieses Planeten.
Zur im Manifest sehr forsch formulierten Gegenstellung von Determinismus und Willensfreiheit empfehle ich die Beschäftigung mit der Nietzeschen Willensmetaphysik und deren historischer Rezeption, mit dem italienischen Futurismus (hat auch ein noch immer lesenswertes Manifest geschrieben) und seiner partiellen Einmündung in den italienischen Faschismus. Venedig hat die Attacken des italienischen Futurismus überstanden, ich hoffe, einige Regenwälder überleben die Attacken dieses Manifestes.
Aber ihr habt es ja als Diskussionsbeitrag, nicht als Glaubensbekenntnis verstanden (wobei dann die Bezeichnung “Manifest” nicht glücklich gewählt ist). Als Diskussionsbeitrag ist es wertvoll wie vieles von dem, was ich in NOVO lese.
Alex Jarka am 07.11.2013
Denn wenn wir wirklich ehrlich sind, kann kein Mensch auf der Welt sagen, welches Programm über die kommenden Jahrhunderte betrachtet das richtige für die Menschheit sein wird.
Fortschritt oder Konservativismus? Liberalismus oder Sozialismus? Religion oder Wissenschaft?
Unsere klügsten Köpfe haben brillante Masterpläne entwickelt, aber wer hat Recht?
Wir knüpfen unsere Hoffnung auf Frieden und Wohlstand an diese Konzepte. Aber sie bergen eben so sehr das Potenzial, unsere Zivilisation auf lange Sicht in die Katastrophe zu stürzen.
Ich spreche nicht für eine Kultur des Zauderns oder Selbstzweifelns oder gar für postmoderne Beliebigkeit. Es muß aber möglich sein, die eigene Meinung mit voller Überzeugung zu vertreten und dabei dennoch leidenschaftlichen Respekt für die Gegenseite aufzubringen.
Momentan meine ich, in der politischen Landschaft einen Willen zur gegenseitigen Vernichtung wahrzunehmen. Jeder sucht nach Möglichkeiten, dem anderen die Existenzberechtigung völlig abzusprechen.
Stattdessen sollten wir die Vielfalt der erarbeiteten Lösungswege als Reichtum ansehen.
Boris Kotchoubey am 04.11.2013
Beispiel Rauchen: Im idealen Fall sollen Raucher und Nichtraucher einfach miteinander reden können, was einem nicht gefällt und was einen stört. Sie sollen gegenüber einander kompromissbereit sein. Fehlt die Kompromissfähigkeit, muss (leider!) der Staat eingreifen und im Grunde unnötigen Normen einführen.
Beispiel Kinder: Bestimmte Arten von ihrem Verhalten können nicht toleriert werden. Eltern oder auch andere Erwachsene sollen eingreifen und den Kindern sagen, dass es so nicht geht, evtl. ihnen bestimmte Dinge auch verbieten. Was wir dagegen getan haben, im 1. Schritt haben wir die Erwachsenen diese Möglichkeit genommen (das sei “autoritär”), um im 2. Schritt die Funktion der Autorität allein dem Staat zu verleihen. So dürfen die Eltern nicht mehr ihren Kind sagen, “Du sollst Bubble-Tee nicht trinken, das schadet deiner Gesundheit!”, sondern der Staat muss vom Gesetz den Vertrieb von Bubble-Tee an Kinder verbieten.
individuum am 04.11.2013
Wenn jeder überall bedingungslos genommen wird, gibt es keine territorialen Gemeinschaften mehr, sondern einen Weltstaat.
Wollen Sie das? Dann sagen Sie es!
LePenseur am 03.11.2013
http://lepenseur-lepenseur.blogspot.com/2013/11/freiheitsmanifest-13-thesen-fur-die.html
Pepe Müller am 03.11.2013
Feldheld am 03.11.2013
Nur der Staat kann die Freiheit des Individuums garantieren. Vorstellungen von absoluter Freiheit ohne Konzession und Kompromiss sind infantile Tagträume. Wenn ich heute von “ausufernder Überwachung” lese, kann ich mich nur noch an den Kopf fassen. Ich bin froh, daß öffentliche Plätze von Kameras überwacht werden und daß Sicherheitsmaßnahmen gegen Terrorismus getroffen werden. Zweifellos haben diese auch Nachteile und Risiken und es ist völlig ok, diese im Einzelfall kritisch zu betrachten. Sie sind aber kein grundsätzliches Übel, sondern ein grundsätzlicher Segen.
zu Punkt 8:
Wer seine Meinung öffentlich kundtut, wird Gegenwind bekommen. Das war immer so und das wird auch immer so sein. Wenn ich heute im Deutschland des Jahres 2013 Leute jammern höre man dürfe nicht alles sagen, kann ich nur sagen, sie haben sich ihre eingebildete Unfreiheit redlich verdient. Zu keiner Zeit und an keinem Ort war es je so risikoarm, seine Meinung öffentlich zu sagen. Und zugleich wurde kaum je so viel über angebliches “nicht-sagen-dürfen” gejammert wie in diesem mit unverdienter Freiheit beispiellos verwöhnten Land.
Freiheit gewinnt der, der einen Arsch in der Hose hat, die Feigen und Mimosenhaften bekommen Unfreiheit. Freiheit kriegt man nicht vom Jammern und Fordern, man bekommt sie nicht von oben oder von anderen geschenkt. Man muß sie sich erkämpfen, erschleichen, ergaunern und manchmal muß man für sie Kriege führen und töten. Die individuelle Freiheit ist stets dort am größten, wo es der amorphen Masse der Individuen gelingt, dem Kollektiv der Lemmingnaturen hinreichend Respekt zu gebieten.
Quentin Quencher am 02.11.2013
http://glitzerwasser.blogspot.com/2013/11/die-13-thesen-zur-freiheit.html
Erich Grantzau am 02.11.2013
Zweifellos ist es vorteilhaft, wenn Menschen ungehindert dort hingehen können wo sie Arbeit finden. Das Einwanderungswellen in aller Regel mit Wachstums- und Wohlstandsimpulsen zu verbinden sind, ist auch unbestritten.
Wie halten wir es jedoch global gesehen mit den Regionen, die durch die Auswanderung häufig auch gut ausgebildeter Bürger leiden?
Was uns nützt schadet den Ländern, deren Bürger sich dort ab- und zu uns hinwenden.
Tragen wir eine Mitschuld an der personalen Devastation dieser Länder und Regionen?
Hermann Meßmer am 01.11.2013
Zu mehr reicht es nicht in einem Freiheitsmanifest?
Ein einziges Mal taucht das Wort Freiwillig kleingeschrieben auf.
An keiner Stelle im Text wird die Freiwilligkeit des Individuums genannt.
Die Freiwilligkeit spielt keine Rolle gegenüber dem Staat im sogenannten „Freiheitsmanifest“.
Ihr Staatsgläubigen versuchen den Glauben an den guten Staat ohne eine Freiwilligkeit am Leben zu erhalten.
An keiner Stelle wird Andersdenkenden wie mir ein freiwilliges Sezessionsrecht zugestanden.
An keiner Stelle wird der Staat selbst in Frage gestellt.
An keiner Stelle wird die Demokratie selbst in Frage gestellt.
Die Herrschaft der Mehrheit über die Minderheit ist die Grundlage eures Manifestes.
Liebe Autoren, ihr habt euch ein miserables Fundament ausgesucht.
Ihr versucht das Wort Freiheit ohne das Wort Freiwilligkeit hinzubiegen.
Freiheit ohne Freiwilligkeit geht aber gar nicht!